Hinweise für Eltern und LehrerInnen
Bevorzugt ein Kind deutlich die
linke Hand, so ist es seit vielen Jahren in Österreich üblich, dem Kind das Schreiben mit dieser Hand zu ermöglichen. Durch dieses Gewähren lassen ist aber noch lange keine Chancengleichheit zwischen links- und rechtshändigen Schulkindern erreicht. Das Wahrnehmen und Erfassen der jeweiligen
Händigkeit einer SchülerIn beim Schuleintritt ist ein wichtiger erster Schritt und eine wesentliche Grundlage für die individuelle Förderung (siehe dazu auch bei
Schuleinschreibung …).
Inklusiver Unterricht:
Über das Belassen der
angeborenen Händigkeit hinaus erfordert Individualisierung eine besondere Unterstützung der
LinkshänderInnen in folgenden Bereichen:
- Bereitstellung von Materialien und Geräten für LinkshänderInnen: Damit linkshändige Kinder bestmöglich arbeiten können, benötigen sie die richtigen Werkzeuge:
Linkshänder-Schere - Linkshänder-Spitzer - Schreibunterlage für Linkshänder.

Weiche, dicke, dreieckige Stifte sind von Vorteil. Es gibt sie mit und ohne Griffmulden und Anti-rutsch-Noppen. Je größer die Auflagefläche für die drei Finger (Daumen, Zeige- und Mittelfinger), umso weniger Kraft muss aufgewendet werden, um den Stift sicher zu führen. Dünne, runde Stifte führen sehr schnell zu Verkrampfung und Ermüdung.

Linkshänder-Füller (spezielle Feder und passendes Griffprofil).
Es gibt eine Vielzahl von Gebrauchsgegenständen für die linke Hand (Kartoffelschäler, Brotmesser, Musikinstrumente wie die Blockflöte, …). Hier muss jeder für sich eine sinnvolle Auswahl treffen.
Gezielte Unterstützung beim Erwerb von Techniken:
- Einrichtung des Arbeitsplatzes:
Linkshändige Schulkinder brauchen einen Arbeitsplatz mit Bewegungsfreiheit auf der linken Seite, daher soll das linkshändige Kind links von sich keinen rechtshändigen Nachbarn haben. Idealerweise kommt der Lichteinfall von rechts. Federpenal, Malkasten etc. sind auf der linken Seite optimal plaziert. Die richtige Lage des Blattes oder Heftes wird mit einer Schreibunterlage oder einer entsprechenden Markierung (z.B. Kreppband) auf dem Arbeitsplatz gekennzeichnet.
- Chancengleichheit beim Abschreiben:
Das linkshändige Kind verdeckt die Vorlage mit der Schreibhand. Es muss so immer wieder die Hand heben um richtig abzuschreiben, daher braucht es länger, als das rechtshändige Kind. Wenn es aus dem Gedächtnis schreibt, steigt die Fehlerwahrscheinlichkeit. Einen freien Blick auf das zu Schreibende, erhält das linkshändige Kind, wenn Buchstaben und Wörter nicht am linken sondern am rechten Zeilenrand vorgeschrieben sind. Einige Verlage bieten hier bereits entsprechende Übungshefte für ErstschreiberInnen an.

-
Materialsammlungen mit Spiralbindung:
Das Arbeiten in selbst gebunden Blöcken macht vielen Kindern Spaß. Die Spirale am linken Rand erschwert linkshändigen Kindern allerdings das Schreiben erheblich. Deshalb sollte sie im Bedarfsfall am rechten Rand angebracht werden. Eine Spiralbindung von oben schafft gleiche Bedingungen für alle SchülerInnen, nur das Umblättern ist etwas schwieriger.
Besonderheiten richtig einordnen:
Für Lehrpersonen jeder Fachrichtung sind folgende Kenntnisse zum Thema „Händigkeit" hilfreich:
Die
Blickrichtung des linkshändigen Kindes ist von rechts nach links ausgerichtet. Dies führt teilweise zu der Annahme, dass eine Wahrnehmungsstörung vorliege. Es handelt sich jedoch um eine völlig natürliche Wahrnehmungsvariante. Fast alle linkshändig begabten SchülerInnen gewöhnen sich während des ersten Schuljahres an die Arbeitsrichtung von links nach rechts, die nicht ihrer Natur entspricht.
In folgenden Bereichen kann es diesbezüglich zu Anfangsschwierigkeiten kommen:
-
Spiegelungen einzelner Buchstaben oder ganzer Wörter kommt bei linkshändigen Kindern häufig vor. Ihrer Natur entsprechend beginnen linkshändige Kinder auch unbewusst am rechten Rand des Heftes zu schreiben.
-
SchülerInnen kommen zu „falschen" Ergebnissen im Mathematikunterricht, weil sie von rechts nach links zählen, lesen oder ihr Lineal ablesen.
-
Diese Verarbeitungsrichtung kann linkshändigen Kindern das auch das Zusammenlauten und Lesen lernen erschweren. Der Lesepfeil hilft dabei die Arbeitsrichtung einzuhalten.
-
Manchmal kommt es auch vor, dass Bildgeschichten in der anderen Richtung gedeutet werden. Ein einfaches Mittel dagegen ist, die Bilder zu nummerieren.
Achtung! Zeigt ein rechts schreibendes Kind diese Art der Wahrnehmung, so ist dies ein deutlicher Hinweis darauf, dass das Kind umgeschulter Linkshänder sein könnte.
Beim Musizieren und Tanzen spielt die Handdominanz ebenfalls eine Rolle:
- Die Bewegungsabläufe beim Trommeln werden von der Handdominanz geleitet.
- Auch Instrumente wie Triangel werden vom linkshändigen Kinder lieber mit rechts gehalten und mit links gespielt.
- Beim Tanzen, etc., drehen sich LinkshänderInnen gerne in die andere Richtung.
Werken und Handarbeiten:

Meist sind dabei beide Hände beschäftigt. Um entspannt und genau arbeiten zu können, führt das linkshändige Kind den schwierigeren und bewegteren Teil der Arbeit mit der linken Hand durch. Das ist nicht schwieriger oder komplizierter, es ist einfach nur
spiegelverkehrt zum rechtshändigen Handarbeiten. Da die Erfolge mit der dominanten Hand weit größer sind, sollten Kinder stets ermutigt werden, so zu arbeiten, wie es ihrer Anlage entspricht. Manche Kinder können es selber umsetzen, wenn sie der LehrerIn gegenüber sitzen und es entsprechend abschauen.
Im Idealfall können WerklehrerInnen die Grundtechniken in beiden Varianten vorzeigen. Wenn es der LehrerIn schwer fällt seitenverkehrt anzuleiten, können eventuell ältere linkshändige SchülerInnen herangezogen werden, die den Jüngeren Knüpftechniken, Stricken, Häkeln und Sticken mit der linken Hand zeigen – das hat auch den zusätzlichen positiven Effekt mit anderen LinkshänderInnen in Kontakt zu kommen. Im Internet sind viele Kurzfilme mit detailierten und anschaulichen Anleitungen für das Werken mit links zu finden.
Sportunterricht:
LinkshänderInnen führen Bewegungsabläufe beim Sport gerne spiegelverkehrt zu den Rechtshänder_innen aus. Da Füßigkeit und Händigkeit in einem Zusammenhang stehen, betrifft dies nicht nur die aktive Hand und den aktiven Fuß beim Ballsport, etc., sondern auch das Startbein beim Laufen, den Absprungfuß beim Weit- und Hochsprung, … . Zeigen Sie nach Möglichkeit beide Bewegungsabläufe vor allen SchülerInnen vor. Bestärken Sie die Kinder, die Bewegungen auf die ihnen angenehme Weise zu tun. Damit wird die Freude am Tun größer und auch die sportliche Leistung besser.
Weitere Informationen zum Thema:
Schuleinschreibung Kinder mit unklarer Händigkeit
EduGroup SHORTCUT: Linkshänder & Schule oder auf
youtube - BildungsTV
EduGroup SHORTCUT: Verdrängte Linkshändigkeit oder auf
youtube - BildungsTV
• Download --> Folder mit allen wichtigen Informationen
zum Thema
„Optimaler Schuleinstieg für linkshändig begabte Kinder".
Text und Bilder: Mag
a Andrea Hayek-Schwarz - 2016
zurück zu Wissenswertes