Das
Schreiben mit der linken Hand ist von Natur aus schwieriger, als das Schreiben mit rechts. Aufgrund der bei uns üblichen Schreibrichtung müssen
Linkshänder viele Striche auf dem Papier schieben, die von Rechtsschreibenden gezogen werden. Die Sicht auf das bereits Geschriebene ist ebenfalls nicht ganz so einfach. Mit einer guten Schreibhaltung ist das alles kein Problem!
Linkshändige Kinder sollten diese
Schreibhaltung im Idealfall bereits im Vorschulalter erlernen und trainieren, damit dann bei Schuleintritt die entspannte Haltung bereits gefestigt ist. Siehe dazu auch bei unserer
Schreibvorbereitung
Die sogenannte „
Hakenhaltung", bei der die
linke Hand so verdreht wird, das ein Schreiben von oben möglich ist, tritt meist erst dann auf, wenn vom Schreibwerkzeug Bleistift auf die Füllfeder gewechselt wird. Oft fällt es dann schwer die gefestigte Haltung zu verändern, was eine lebenslange Belastung für den gesamten Bewegungsapparat zu Folge hat. Für manche Kinder ist es aber auch in dieser Phase gut möglich auf die lockere Schreibhaltung umzusteigen. Der Film zeigt 3 Phasen: das Trainieren der Schreibhaltung mittels Nachspurübungen, Schreiben mit dem Bleistift und Schreiben mit der Füllfeder.
Beginnen wir bei der Sitzhaltung:
Sie ist für ein lockeres
flüssiges Schreiben und ein
schönes Schriftbild hilfreich. Bei Menschen mit
graphomotorischen Schwierigkeiten ist besonders auf eine gute Sitzhaltung zu achten:
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Füße sind hüftbreit auf dem Boden; Unter- u. Oberschenkel bilden einen
rechten Winkel miteinander. (Achten Sie auf richtige Tisch- und Stuhlhöhe)
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Becken/Gesäß ist auf den Sitzbeinhöckern liegend aufgerichtet;
Rücken wird vom Becken her aufgerichtet;
Arbeitsfläche schräg: Rücken gerade /
Arbeitsfläche gerade: leicht nach vorne;
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Kopf ist in gerader Verlängerung der Wirbelsäule, Schultern sind entspannt,
symmetrisch, nicht hochgezogen;
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Ellbogen ungefähr an der Tischkante;
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Handstellung: Schreibhand liegt mit Kleinfingerseite auf der Unterlage auf.
Und nun die Stifthaltung:
Sie ist ein wesentlicher Punkt beim Schreiben. Nur mit einer Stifthaltung, die eine gleichzeitige Beweglichkeit der vordersten Gelenke von Daumen und Zeigefinger ermöglicht kann ergonomisch geschrieben werden. So wird das Schreibwerkzeug im
Dreipunktegriff gehalten:
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Zuerst wird Stift auf das Endglied des Mittelfingers aufgelegt und |
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dann mit Daumen- und Zeigefinger locker umfasst. |
Dreiecksstifte, oder Stifte mit Griffmulden eignen sich für Schreibanfänger besonders gut. In den ersten Schuljahren sind dicke Stifte eine große Erleichterung. Je dicker der Stift, desto weniger Kraft muss für ein sicheres Halten aufgewendet werden.
Viele kleine Schriftelemente, wie z.B. beim Schreiben von Anstrichen und Schlingen, werden im Idealfall allein durch die Fingerbeweglichkeit zu Papier gebracht. So können unnötige Bewegungen von Handgelenk, Arm und Schulter vermieden werden und das Schreiben braucht wenig Kraft.
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Diese Beweglichkeit der drei Schreibfinger kann durch üben erreicht und verbessert werden. |
Die lockere Schreibhaltung mit links:
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Die rechte Hand liegt auf dem Blatt und hält es fest.
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Die linke Hand liegt locker auf dem Tisch. Der natürliche Bewegungsradius kann durch die Schräglage des Blattes genutzt werden.
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Der Stift soll zwischen dem linken Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger gehalten werden, so dass das Ende in etwa zum linken Ellbogen zeigt.
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Der Einsatz der Fingerbeweglichkeit, erleichtert fließenden Schreiben mit minimalen Krafteinsatz
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Die linke Hand wird unter der Zeile geführt, mit einem flachen Winkel zwischen Unterarm und Handrücken, die Handkante soll aufliegen.
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Gewichtsverteilung: Hauptgewicht auf dem Gesäß, ein Teil auf den Fußsohlen, wenig Gewicht auf den Unterarmen.
Mit der richtigen Schreibhaltung können Linkshänder_innen entspannt schreiben, ohne das Geschriebene zu verdecken und die Tinte zu verwischen.
Der Arbeitsplatz
Am Schreibtisch soll die Bewegungsfreiheit für den linken Arm gewährleistet sein. Bei Schulbänken sitzen Linkshänder_innen neben Rechtshänder_innen immer auf dem linken Platz, um ein gegenseitiges Behindern zu vermeiden. Der Lichteinfall sollte von rechts und vorne kommen. Die Schreibtischschubladen werden möglichst links montiert.
Die Schreibunterlage für die Einübung des lockeren Schreibens mit links weist folgende Markierungen auf:
- Kennzeichnung der Körpermitte (Nasenspitze)
- Anlagewinkel für das Blatt (Heft)
- Erinnerung daran, dass die rechte Hand das Blatt festhält
- die linke Hand liegt entspannt auf dem Tisch und kann in ihrem natürlichen Bewegungsradius agieren. Das Ende des Stiftes sollte dabei in Richtung Ellbogen zeigen.
(Erwerben Sie eine im Fachhandel oder Versand erhältliche Unterlage die von Fr. Dr. Sattler entwickelt wurde und der Firma KUM erzeugt wird - Achtung es gibt auch ein älteres Modell, das nach wie vor im Umlauf ist und nur eine leichte Schräglage vorgibt - oder kennzeichnen Sie die wichtigen Punkte auf einer Schreibunterlage oder einem DIN A2 Blatt)
Der Einstieg in die vorgestellte Schreibhaltung, bei der das Blatt stark nach rechts geneigt wird, ist nicht für jeden sofort möglich. Manche Menschen reagieren auf diese Blattlage mit Schwindelgefühlen. In diesem Fall ist es empfehlenswert, mit einer leichten Schräglage zu beginnen und täglich ein Stückchen mehr zu verschieben. Achten Sie dabei auf die Signale ihres Körpers - er wird Ihnen zeigen in welchem Tempo Sie diese Veränderung durchführen können.
Grundsätzlich gibt es für die lockere Schreibhaltung mit links kein Rezept, das alle individuellen Bedürfnisse zufrieden stellt. Die vorgestellte Schreibweise wurde von Frau Dr. Sattler in Deutschland getestet und ermöglicht sehr vielen links schreibenden Menschen eine angenehme, entspannte Körperhaltung mit gleichzeitiger Sicht auf das bereits Geschriebene. Wenn Sie mit dieser Haltung nicht gut zurecht kommen, machen Sie sich auf die Suche nach ihrer persönlichen Idealposition. Als Eltern und Pädagog_innen ermutigen Sie die Ihnen anvertrauten Kinder, ebenfalls so lange zu experimentieren, bis eine gute Lösung gefunden wurde.
Text und Bilder: Mag
a Andrea Hayek-Schwarz - 2012 - 2014
Videos von Miriam de Goederen - 2012
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