Von Natur aus hat jeder Mensch zwei Hände, die meist identisch gebaut und mit vergleichbaren sensomotorischen Repräsentanzen im Gehirn ausgestattet sind. Da bei jedem Menschen eine der beiden Hemisphäre etwas überlegen ist, kommt es auch zu einer Spezialisierung im Bereich der Hände. Die der dominanten Gehirnhälfte zugehörige Hand entwickelt sich zur
Führungshand. Diese ist qualifizierter feine Tätigkeiten auszuführen und kann Bewegungsabläufe besser speichern und wiedergeben.
Echte
Beidhänder, also Menschen, die mit beiden Händen von Natur aus gleich geschickt sind, gibt es so gesehen nicht. Manche Menschen erscheinen dennoch so. Dafür gibt es zweierlei Gründe:
1)
Umgeschulte Linkshänder bezeichnen sich oft als Beidhänder. Meist führen sie Kulturtechniken, wie z.B. das Schreiben, Essen, etc., mit der rechten Hand durch, weil sie sich freiwillig oder aufgrund von gesellschaftlichem bzw. familiären Druck angepasst haben. In anderen Bereichen, wie zum Beispiel beim Sport und bei handwerklichen Tätigkeiten verwenden sie überwiegend die linke Hand. Oft sind sie mit
beiden Händen durchaus geschickt, allerdings benötigen sie für Tätigkeiten mit der nicht dominanten Hand mehr Konzentration.
2) Menschen mit einer
feinmotorische Störungen in der dominanten Hand (z.B. nach einer Sauerstoffunterversorgung während der Geburt, nach schweren Unfällen, etc., …), empfinden sich manchmal auch als Beidhänder. Bei Ihnen ist oft die
dominante Hand aufgrund eines Defizites geschwächt, und die nicht dominante Hand in bestimmten Bereichen geschickter. Daher zeigt sich keine klare Dominanz und es kommt zu einem
wechselnden (gekennzeichnet durch das Tauschen der Führungshand bei der selben Tätigkeit) bzw.
instabilen (bei dem unterschiedliche Tätigkeiten mal die rechte und mal die linke Hand ausführend ist) Handgebrauch. Oft sind diese Menschen im feinmotorischen Bereich eher unbeholfen.
Sind die
feinmotorischen Schwierigkeiten in der dominanten Hand nicht gravierend, ist es für das betroffene Kind von Vorteil, diese zum Schreiben zu verwenden, denn der Gebrauch der nicht dominanten Hand, führt zu sogenannten Umschulungsfolgen (Problemen im Bereich Gedächtnis- und Konzentration). In die Entscheidung, welche Hand zum Schreiben eingesetzt wird, sollten unbedingt Fachleute einbezogen werden.
Kinder mit Entwicklungsverzögerungen, wie sie zum Beispiel durch Chromosomenabweichung (Down Syndrom, …) oder Wahrnehmungsstörung ausgelöst werden, zeigen mitunter sehr lange ein beidhändiges Agieren. Für sie ist es aber ebenfalls von großer Bedeutung, dass sie letztendlich die dominante Hand für das Schreiben einsetzen, damit der Lernerfolg nicht durch Umschulungsfolgen unnötig gebremst wird.
Oft bezeichnen sich
umgeschulte Linkshänder als Beidhänder. Meist führen sie Kulturtechniken, wie z.B. das Schreiben, Essen, etc., mit der rechten Hand durch, weil sie sich freiwillig oder aufgrund von gesellschaftlichem bzw. familiären Druck angepasst haben. In anderen Bereichen, wie zum Beispiel beim Sport und bei handwerklichen Tätigkeiten, verwenden sie überwiegend die linke Hand.
Kinder, deren Dominanz nicht deutlich ausgeprägt ist, sollten sich bis zum 5. Lebensjahr unbeeinflusst entwicklen können.
Empfehlungen für Eltern und Pädagog_innen:
- das Kind keinesfalls auf eine Hand festlegen im Bezug auf die Verwendung von Stiften, Besteck, Werkzeug etc.;
- Material und Werkzeug mittig anbieten und dem Kind die freie Wahl lassen;
- abwechselnden Einsatz der Hände bei Tätigkeiten unkommentiert zulassen;
- linkshandgerechtes Material rechtzeitig bereitstellen und gegebenenfalls auch die Arbeit damit anleiten können;
- umgekehrte Arbeitsrichtung zulassen;
- beim Angebot von Spielmaterial darauf achten, dass keine Seite bevorzugt wird.
Besondere Förderung z.B. in einer Ergotherapie kann folgende Zielen verfolgen:
- aktive Eigenregulierung von Haltung und Bewegung;
- allgemeine motorische Grundfähigkeiten festigen;
- „Körper spüren" anregen (sensorische Integration).
Spätestens im letzten Kindergartenjahr ist es dann sinnvoll und notwendig die Dominanzfrage mittels
Händigkeitstest nach der
Methodik Dr. J. B. Sattler zu klären. Die Wahl der Schreibhand dem Kind zu überlassen: „
Du musst dich für eine Hand entscheiden." führt in jedem Fall zu einer Überforderung. Zusätzlich ist die Gefahr groß, dass das Kind jene Hand wählt, die in seinem Umfeld bevorzugt verwendet wird.
Text und Bilder: Mag
a Andrea Hayek-Schwarz - 2016
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