Bis Ende der Pflichtschule war mein Leben noch in Ordnung. Ich zählte zu den Klassenbesten, nur im Turnunterricht erlebte ich mich ungeschickt, was von meinem Erziehungsumfeld auf mein Molligsein zurückgeführt wurde.
Schon damals fiel ich als „
Beidhänderin" auf, da ich z. B. mit der
linken Hand die Nadel einfädelte. Besonders „amüsant" fand mein Umfeld die Tatsache, dass ich beim Federballspiel mit der rechten Hand aufschlug und für das eigentliche Spiel den Schläger in die linke Hand wechselte.
Während der HBLA verschlechterte sich mein Schriftbild, ich hatte riesige Probleme beim Mitschreiben und meine schriftliche Ausdrucksfähigkeit ließ immer mehr zu wünschen übrig.
Ein Referat zu halten war für mich überhaupt der Horror schlechthin.
Später versuchte ich meine
Minderwertigkeitsgefühle und
Versagensängste mit Hilfe von Psychotherapie zu mildern, was mir nie bis zu einem für mich zufriedenstellenden Ausmaß gelang.
Ca. Anfang 30 stellte sich auch noch eine schwere psychische Erkrankung mit bipolarem Verlauf ein, die mich in den „unauffälligen" Phasen permanent mindestens leicht depressiv durch′s Leben gehen ließ.
2006 sah ich zufällig den ORF-Beitrag zum Thema „
Linkshändigkeit" im „Help TV", der mich im ersten Moment zwar sehr berührte, ich aber dann doch die fatalen Auswirkungen „nur" aufgrund einer nicht gelebten Linkshändigkeit bezweifelte.
Im April 2011 verspürte ich den starken Impuls mit der linken Hand zu malen. Das machte mich stutzig und als ich auf der Homepage von Frau Mag. Andrea Hayek-Schwarz die Spiegelschriftteile bedeutend entspannter lesen konnte als die „Normalschrift", wollte ich es kurzer Hand einfach wissen.
Der
Händigkeitstest bestätigte eindeutig meine Linkshändigkeit. Viele Probleme meines Lebens waren dadurch mit einem Schlag erklärt. Ich begann umgehendst mit den ersten Schritten der
Rückschulung und Folgendes hat sich seitdem in meinem Leben zum Positiven gewendet:
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Ich kann endlich Texte in einem für mich erstaunlichen Schreibfluss und einer für mich sehr zufriedenstellenden Rhetorik verfassen. Ich wusste gar nicht, dass Emailschreiben, an wem auch immer, so viel Spaß machen kann.
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Da ich meinem Impuls, vorwiegend nur mit der linken Hand zu tippen und die rechte Hand nur als „Beihand" für Maus, Enter, etc. zu nutzen folgte, haben sich vor allem diese mühsamen legasthenen Fehler eingestellt und die Rechtschreibung hat sich deutlich wieder verbessert.
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ENDLICH befinde ich mich kontinuierlich in einer gesunden positiven Stimmungslage mit natürlichem Auf und Ab wie jede andere Person auch, und mache in der Psychotherapie gerade was Angstbewältigung anlangt davor nie dagewesene Fortschritte.
Eines ist klar, ich werde nie meine psychische Erkrankung heilen können. Ich werde nie die Medikamente absetzen können und somit auch mit deren Nebenwirkungen immer leben müssen, da man die genetischen Voraussetzungen eines Menschen nicht verändern kann.
ABER, ich kann mein Gehirn wieder auf jene genetischen „Arbeitsabläufe" langsam aber sicher „zurücktrainieren", mit denen ich geboren wurde:
Nämlich Linkshänderin zu sein …