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Rechts­händer oder Links­händer ?

Linkshänder-Rechtshänder-1

Rechts­händig­keit ist das äußere Zeichen für die Führungs­rolle der linken Gehirn­hälfte bei Bewegungen
Links­händig­keit und Rechts­händig­keit sind zwei ganz normale Varianten der Gehirn­ent­wicklung. Sie ent­stehen durch die natür­liche Betonung einer Gehirn­hälfte, die sich auf Geschick­lich­keit und Lern­fähig­keit der gegen­über liegenden Hand aus­wirken. Linkshänder-Rechtshänder-2

Links­händig­keit ist das äußere Zeichen für die Führungs­rolle der rechten Gehirn­hälfte bei Bewegungen


Durch die Kreuzung der Nervenbahnen am Beginn der Wirbelsäule wechselt die Dominanz die Körperseite. Sie ist angeboren und ändert sich durch Umerziehung nur scheinbar. Entscheidend für die Beurteilung der Händigkeit ist sowohl die höhere Leistungsfähigkeit der dominanten Hand als auch ihre Funktion als „Chefhand", die der anderen Hand die Rolle der „Mitarbeiterhand" zuweist. Durch das Training der Hände infolge von Umschulung oder Anpassung kann sich dieses äußere Erscheinungsbild verändern, nicht aber die natürliche Dominanz. Die dominante Hemisphäre beherbergt ein Leben lang das impulsgebende Zentrum für Bewegungen. Bryan Kolb hat dies sehr anschaulich dargestellt:

Linkshänder-Rechtshänder-Steuerung-von-Bewegungen
Steuerung von Bewegungen:

Die Abbildung zeigt die Gehirnfunktionsmuster bei Aktivitäten der dominanten und der adjuvanten Hand bei einer rechtshändigen Person.

Abb.1: Tätigkeit der rechten Hand.
Der prämotorische Kortex der dominanten Hemisphäre setzt den Handlungsimpuls. Der supplementär-motorische Kortex bildet eine Vorstellung von der auszuführenden Handlung und der motorische Kortex führt sie aus.

Abb.2: Wiederholung der selben Tätigkeit.

Abb.3: Wiederholung der Tätigkeit mit der linken Hand.
Der Impuls kommt aus der dominanten Hemisphäre, die Vorstellung wird weiterhin in der dominanten Hemisphäre gebildet und zusätzlich in der adjuvanten Hemisphäre verdoppelt.

(Bryan Kolb, Neuropsychologie, Spektrum Verlag)

Es zeigt sich, dass eine Bewegung der nicht dominanten Hand eines deutlich höheren Energieaufwandes bedarf, als jene der dominanten Hand. Zusätzlich muss die Aktivität der dominanten Hand gehemmt werden. (Bei beidhändigen Tätigkeiten erübrigt sich der zusätzliche Aufwand naturgemäß!) Die Weiterleitung des Handlungsimpulses durch das Corpus callosum benötigt Zeit, daher kann die adjuvante Hand auch nach jahrelangem Training nur etwa 90% der Geschwindigkeit erreichen, welche der dominanten Hand möglich sind. Der dominanten Hand fällt es daher auch leichter Bewegungsmuster zu automatisieren.

Das Impulszentrum gibt es nur in einer, nämlich der dominanten Gehirnhälfte. Mit zwei Impulszentren (je eine pro Hemisphäre) gleiche das Gehirn einem Auto mit 2 Gaspedalen. Die Existenz nur eines solchen Zentrums garantiert die nötige Logistik und Ordnung in den Handlungsabläufen und auch deren effektive Automatisation.

Linkshänder-Rechtshänder-Identität
Händigkeit als identitäts- und persönlich­keits­stiftender Faktor:

Linkshändigkeit bzw. Rechtshändigkeit ist mehr als die Bevorzugung einer Körperseite bei Bewegungen. Sie ist auch ein Teil der Identität, der wie jeder Persönlichkeitsanteil gelebt werden will. Wird er unterdrückt oder verdrängt, kann das zu leichten bis schwerwiegenden psychischen Problemen führen. Sehr oft leiden umgeschulte Linkshänder_innen unter Orientierungslosigkeit im Bezug auf den eigenen Lebensweg, unter dem Gefühl „irgendetwas stimmt mit mir nicht" sowie unter sozialen Rückzug.

Durch die Dominanz der einen oder anderen Hemisphäre unterscheiden sich Links- und Rechtshänder von einander auch in der Art des Denkens und der Art und Weise, wie sie an Aufgaben und Problemlösungen herangehen. Während bei Rechtshänder_innen zumeist die linke Gehirnhälfte mit Analyse, Logik und Sprachvermögen die Führung übernimmt, handeln Linkshänder_innen unterstützt durch Kreativität, Synthese und nonverbale Ausdrucksformen. Diese beiden konträren Denkweisen sind wie die beiden Seiten einer Münze, die nur gemeinsam ein Ganzes ergeben. Daher ist es für die ganze Gesellschaft ein Schaden, wenn ihre fantasievollen, intuitiven Potentiale unterdrückt und verleugnet werden.

siehe dazu auch bei linkerhand.de - unter Linkshändigkeit - von Dipl.-Psych. Marina Neumann.

Maga Andrea Hayek-Schwarz - 2012

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